Aktuelles

2025

Antrittsbesuch mit Moor

Bundesumweltminister am GMC

Besuch vom Bundesumweltminister Carsten Schneider im GMC (Foto: Greta Gaudig)

04/07/2025  Am 3. Juli 2025 hat Bundesumweltminister Carsten Schneider Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) das Greifswald Moor Centrum während seiner ersten offiziellen Antrittsreise durch Mecklenburg-Vorpommern besucht. Die Botschaft war klar: Moore müssen in der heutigen Umweltpolitik ganz oben auf der Agenda bleiben.

Wie Wissenschaft zu Mooren als Grundlage für politische Entscheidungen erarbeitet wird, Geschäftsmodelle entwickelt werden und Skalierung erfolgen kann, zeigten Franziska Tanneberger, Trägerin des Deutschen Umweltpreises 2024, und Kolleg*innen an verschiedenen Stationen in und um Greifswald. Auf den Karrendorfer Wiesen konnte der der Umweltminister die Feldforschung des DFG-geförderten Projekts WETSCAPES der Universität Greifswald und den Moorschutz der Succow Stiftung, auch Eigentümerin der dortigen Naturschutzflächen, „on the ground“ kennenlernen.

In der Stadt selbst führten die Moorkundigen des GMC zur Mesokosmenanlage, die das Pflanzenwachstum in 108 Minimooren überwacht, zu Klonsammlung mit 200 Schilf- und 500 Torfmoosklone, sowie zur Moorbibliothek mit mehr als 50.000 Publikationen. Sie zeigten die Datenbank zu Moorflächen weltweit und an der Michael Succow Stiftung ersten Paludikultur-Produkte aus einer Wirtschaftsallianz. Sie machten damit deutlich: Die Arbeit am Greifswald Moor Centrum hat in den letzten 10 Jahren nicht nur das öffentliche Bewusstsein geschärft, sondern auch das Interesse großer Wirtschaftskonzerne geweckt. Deutschland hat damit die Chance, durch Wiedervernässung und Paludikultur seine Vorreiterrolle im Klimaschutz auszubauen. Umweltminister Schneider zeigte sich beeindruckt: „Ein Unique Selling Point, den die Universität Greifswald mit der Moorforschung bietet!“. Das langfristig zu erhalten und in einer außeruniversitären Forschungseinrichtung auszubauen unterstützt auch MV Umwelt- und Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus.

Neu: Handreichungen für Moorschutz

So kann das in NI und SH!

03/07/2025  Damit Wiedervernässung und Restauration nicht versumpfen in langwieriger Planung, Genehmigung oder der Umsetzungsphase, gibt es ganz aktuell zwei neue Handreichungen für Niedersachsen und Schleswig-Holstein unter Mitwirkung des Greifswald Moor Centrum.


Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) bietet die Arbeitshilfe für Planung, Finanzierung und Genehmigung einen Überblick über wesentlichen Schritte bei Planung, Finanzierung und Zulassung von Moorschutzprojekten und den damit verbundenen Maßnahmen. Mit über 545.000 Hektar kohlenstoffreicher Moorböden ist Niedersachsen das moorreichste Bundesland Deutschlands, doch der Großteil ist für land- und forstwirtschaftliche Zwecke oder den Torfabbau entwässert. Viel zu tun also. Besonders hilfreich sind daher enthaltene Hinweise, wie Vorhaben beschleunigt und vereinfacht werden können, sowie eine Übersicht zu Förderprogrammen und Ansprechpartnern im Bundesland.

Sind Flächen verfügbar, liegen Daten zum Gebiet vor, gibt es naturschutzrechtliche Auflagen, wie steht es mit Verschmutzung etwa aus dem 2. Weltkrieg? Fragen wie diese beantwortet das Pendant für das nördlichste Bundesland, die Handreichung zur Planung und Genehmigung von Moorschutzvorhaben in Schleswig-Holstein, erschienen in der Schriftenreihe des Greifswald Moor Centrum. Auf 129.800 ha gibt es hier Moore, der Großteil mit negativen Folgen für Biodiversität, Klima und Wasserhaushalt trockengelegt.

Beider Veröffentlichungen richten sich an Behörden, Kommunen, Stiftungen, Vereinen, landwirtschaftlichen Betrieben und Privatpersonen.

Die Arbeitshilfe für Niedersachsen wurde in einer Kooperation der Projekte MoorNet und Projekt MoKKa von Michael Succow Stiftung und DUENE e.V. (beide Partner im Greifswald Moor Centrum), Ecologic Institut und dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erarbeitet. Die Handreichung für Schleswig-Holstein entstand im Projekt MoKKa der GMC-Partner Succow Stiftung und Universität Greifswald, gemeinsam mit dem Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein (MEKUN).

Mire defence tech für Europa

Neues GMC-Papier zu Moor & Sicherheit

Panzer versunken im Moor (Bild generiert mit der Hilfe von KI)

27/06/2025  Moore helfen nicht nur im Kampf gegen den Klimawandel, sie bieten eine natürliche Verteidigung auch in militärischen Konflikten. Mit Blick auf den aktuellen Krieg zwischen Russland und der Ukraine plädiert das neue Infopapier des Greifswald Moor Centrum für die Wiedervernässung von Mooren insbesondere in Grenzregionen als Maßnahme für Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit Europas. Das Infopapier empfiehlt die Einrichtung eines EU-Fonds mit 250-500 Mio. € zur Finanzierung von Vernässung auf 100.000 ha im Rahmen des EU Carbon Removal Certification Framework (CRCF).

Das Infopapier sieht weitere Vorteile: Ein Baustein des EU Nature Restoration Law würde mit diesen Wiedervernässungen erfüllt. Die Wirtschaft wäre durch die Ausgabe von Emissionszertifikaten interessiert und beteiligt. Ökologische Leistungen etwa der Schutz von Biodiversität oder Wasserfilterung und -rückhalt würden damit erreicht.
Im Jahr 1500 besiegten die Dithmarscher Bauern das dänische Heer im „Hemmingstedter Moor“, napoleonische Heere blieben in den Sumpflandschaften Russlands stecken. Beispiele wie diese belegen – das Thema Moor & Verteidigung ist nicht neu. Für die Autor*innen des Infopapiers ist es jedoch gerade jetzt dringend, Verteidigung neu zu denken und Wiedervenässung auch zu militärischem Nutzen in die politische Debatte zu bringen.
Die Medien zumindest haben das Thema bereits aufgegriffen, etwa das Online-Magazin Yale Environment 360 mit dem Beitrag How Restored Wetlands Can Protect Europe from Russian Invasion oder die niederländische Radiosendung Vroege Vogels.

Kleiner Sensationsfund

Hartmans Segge ist zurück!

Hartmans Segge (Foto: Gerald Jurasinski)

25/06/2025  Studierende des einzigartigen Master-Studiengangs „Landscape ecology and nature conservation“ der Universität Greifswald haben im Rahmen eines Feldpraktikums zu Moorforschung bemerkenswerte botanische Entdeckungen gemacht. Sie fanden die seit 1968 in Mecklenburg-Vorpommern als ausgestorben geltende Hartmans Segge (Carex hartmaniorum) im Ladebower Moor wieder, dem letzten bekannten Standort dieser Art in der Region.

Der Fund war unerwartet: Bei einer Vegetationsaufnahme auf einer Wiesenfläche untersuchten die Studierenden eine 4m² große Fläche genau. Diese gründliche Analyse führte zu der Entdeckung der Hartmans Segge, die beim bloßen Durchstreifen des Gebiets vermutlich übersehen worden wäre. Um die Richtigkeit des Fundes zu überprüfen, konsultierten die Studierenden mehrere botanische Experten, die die Identifikation bestätigten.

Die Hartmans Segge, eine ausdauernde Pflanze, erreicht Wuchshöhen von 30 bis 70cm und besitzt schlanke, grau- bis dunkelgrüne Blätter. Ihre Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni, wobei die männlichen und weiblichen Blüten unterschiedliche Erscheinungsformen aufweisen. Die Art ist an wechselfeuchten bis staunassen Standorten zu finden und bildet lockerrasige Bestände in nährstoffarmen Feuchtwiesen und Mooren. Leider sind viele ihrer Lebensräume durch Entwässerung und intensive Nutzung stark gefährdet, weshalb der Schutz ihrer natürlichen Habitate von entscheidender Bedeutung ist.

Ein zentraler Punkt für den Erhalt der Hartmans Segge ist die Pflege nährstoffarmer, wechselfeuchter Wiesen durch extensive Nutzung. Dieses Vorgehen umfasst idealerweise eine späte Mahd und den Abtransport des Mähgutes, um eine Nährstoffanreicherung zu vermeiden. Auch die Wiederbelebung von Wiesenbrachen kann der Art zugutekommen, indem die Konkurrenz durch Gehölze und andere Pflanzenarten verringert wird.

Der wiederentdeckte Standort in Ladebower Moor wird mit einer einschürigen Mahd seit einigen Jahren fachgerecht bewirtschaftet, was zeigt, dass ein passendes Wasser- und Bewirtschaftungsregime entscheidend für den Erhalt seltener Pflanzenarten ist. Durch die Verbindung von landwirtschaftlicher Nutzung, Moorschutz und Naturschutz können wertvolle Pflanzengesellschaften erhalten und sogar wiederhergestellt werden.

Die Entdeckung der Hartmans Segge unterstreicht die Wichtigkeit von Forschung und einer nachhaltigen Bewirtschaftung in der Naturschutzpraxis und bietet Hoffnung auf zukünftige Erfolge in der Wiederentdeckung und Erhaltung bedrohter Pflanzenarten.

Das Rad des Moorwissens

drehen am MV-Tag

12/06/2025  Am MV-Tag drehen die Moorforschenden des Greifswald Moor Centrum am Rad und bringen Besucher*innen unter die Haube! Genauer – unter die Haube für Treibhausgasmessungen am Stand der Hochschulen des Landes am Schießwall. An beiden Tagen des Wochenendes wollen die Moor- und Klimaforschenden damit zeigen, wie sie zum Beispiel für uns unsichtbare Emissionen sichtbar machen und messen und warum diese Forschung für Klima und Menschen in MV aber auch weltweit wichtig ist.

Mehr dazu herausfinden können Besucher*innen bei diesen Aktivitäten:

  • beim Drehen des großen (Glücks)Rads zu Moorwissens kuriose Moorfacts erfahren und einige Moormythen richtig rücken,
  • Moor-Match - herausfinden, aus welcher Moorpflanze welches Produkt werden kann,
  • beim Pollenpuzzle und unterm Mikroskop in Jahrtausende Erdgeschichte gucken
  • auf der Karte „Moor bei dir?“ das nächstgelegene Nachbarmoor in MV finden

Erworbenes Moorwissen stempeln die Moorforschenden gerne ab. Für ein volles Sammelkärtchen gibt es eine kleine Belohnung. Einfach vorbeikommen am Samstag und Sonntag 21. bis 22. Juni von 11 bis 18 Uhr am Stand der Hochschulen des Landes, Ecke Friedrich-Loeffler-Straße und Schießwall.

Für Moor live im Interview ist GMC-Co-Leiterin Dr. Greta Gaudig am Samstag zwischen 13-14 Uhr auf der NDR-Bühne am Fangenturm zu hören.

Auch für Wissenschaftsministerin Bettina Martin ist das Thema als ein Forschungsfeld der Uni Greifswald von Interesse. Sie wird am Samstag um ca. 13 Uhr.am Stand der Hochschulen erwartet.

Mehr zu Moor gibt es vor dem Pommerschen Landesmuseum in der gemeinsamen Moorpagode  der Universitäts- und Hansestadt Greifswald, dem Friedrich Löffler Institut und der Succow Stiftung, die Partner ist im Greifswald Moor Centrum.