Zukunftsfähige Nutzung
In Deutschland werden ca. 70 % der Moore in Deutschland zur Produktion land- und forstwirtschaftlicher Produkte genutzt. Für diese Nutzung werden die Flächen bisher entwässert. Aufgrund der negative Auswirkungen der Entwässerung (s. Problematik der Nutzung) ist ein Umdenken erforderlich (siehe auch Umweltbundesamt: Adler et al. 2017; Wissenschaftliche Beirat Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz und Wissenschaftliche Beirat Waldpolitik beim BMEL (2016); Sachverständigenrat für Umweltfragen (2012)).
In Greifswald wird seit vielen Jahren an einer alternativen Nutzungsform geforscht (Paludikultur, die produktive Nutzung nasser Moorstandorte). Inzwischen gibt es weltweit Paludikultur-Initiativen.
Landwirte, Landwirtschaftsberater und Entscheidungsträger können standortspezifische Bewirtschaftungsempfehlungen für eine angepasste Moorbewirtschaftung mit dem Entscheidungsunterstützungssystemen DSS-Torbos (für angepasste Niedermoorbewirtschaftung) ableiten und erhalten hier Informationen zur Umstellung auf diese Bewirtschaftungsformen. Das DSS-Torbos wurden von der Humboldt-Universität zu Berlin und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und der Technischen Universität zu Berlin entwickelt.
Für die Restaurierung und Pflege von Waldmooren, also meist kleineren von Forstflächen umgebenen Mooren wurde zudem das Entscheidungsunterstützungssystemen DSS-Wamos erstellt.
Wise use - Die sinnvolle und kluge Nutzung von Mooren
“…the uses of peatlands for which reasonable people now and in the future will not attribute blame“ [1]
Das Wise use-Konzept für Moore wurde als Kooperation zwischen der International Mire Conservation Group (IMCG) und der International Peat Society (IPS) durch Joosten & Clarke [1] entwickelt. Das Konzept bietet einen Rahmen für Entscheidungen zur Nutzung von Mooren. Die zentrale Aussage ist, dass eine Entscheidung dann klug ist, wenn diese weder von heutigen noch von zukünftigen Generationen verurteilt werden kann.
Wise use, d.h. die weise, kluge bzw. sinnvolle Nutzung von Mooren, sind jene Formen der Nutzung (oder eben des Nutzungsverzichts, vgl. Arten der Nutzung) für die sich unter gleichen Bedingungen auch zukünftigen Generationen entscheiden würden. Gleiche Bedingungen sind dabei z.B. Lebensumstände und verfügbares Wissen.
Die Frage, wie Moore genutzt werden sollen, ist konfliktreich. Es gibt unterschiedlichste ökonomische, soziale und ökologische Interessen und Präferenzen heutiger und zukünftiger Generationen. Für eine kluge Entscheidung müssen alle Interessen bzw. alle direkten und indirekten Auswirkungen auf heutige und zukünftige Generationen identifiziert und abgewogen werden.
Sinnvolle Moornutzung in Deutschland
Die Problematik der entwässerten Moornutzung, welche enorme Umweltbelastungen und hohe gesellschaftliche Kosten mit sich bringt, ist bekannt. Die Lösung zur Reduktion der Umweltbelastungen und Kosten (Wiedervernässung) ist ebenfalls bekannt und die Verfahren sind erprobt. Gleiches gilt für alternative nasse Nutzungsformen, wobei hier die Praxiserfahrung begrenzt ist. Das Übereinkommen von Paris der Klimarahmenkonvention gibt vor, dass bis 2050 die jährlichen Treibhausgasemissionen um bis zu 95% reduziert werden müssen. Je eher diese Reduktion stattfindet, desto geringer sind die gesellschaftlichen Kosten und die Auswirkungen. Vor diesem Hintergrund ist nur in besonderen Fällen eine Weiterführung einer entwässerten Nutzung auf Moorstandorten vertretbar.
Entscheidungsunterstützungssysteme & Anwenderhilfen
Quellen & weitere Informationen
- Joosten, H.; Clarke, D. (2002): Wise use of mires and peatlands - Background and principles including a framework for decision-making. International Mire Conservation Group / International Peat Society, 304 p.
- Wichtmann, W. Schröder, C. & Joosten, H (Hrsg.) (2016): Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. Klimaschutz − Biodiversität − regionale Wertschöpfung. Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart, 272 p.
- Adler, N. et al. (2017): Umweltschutz in der Landwirtschaft. Umweltbundesamt, 92 p.
- Jurasinski, G. et al. (2016): Treibhausgasemissionen. In Wichtmann, W. et al. (Hrsg.): Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. Klimaschutz − Biodiversität − regionale Wertschöpfung. Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart, 272 p.
- Sachverständigenrat für Umweltfragen (2012): Umweltgutachten 2012: Verantwortung in einer begrenzten Welt. Erich Schmidt Verlag, 422 p.
- Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz und Wissenschaftlicher Beirat Waldpolitik beim BMEL (2016): Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwendung. Gutachten. Berlin
- Rawls, J. (1971): A Theory of Justice (Eine Theorie der Gerechtigkeit). p. 266. ISBN 0674000781