Moor und Kunst

Moor und Mensch – ein Spannungsfeld wie geschaffen für Kunst

Moor ist ein Lebensraum, der den Menschen befremdet, den der Mensch stark verändert, dessen Bedeutung er aber bis heute nicht ausreichend erfasst hat. Daher ist das Moor wie geschaffen für die Auseinandersetzung in verschiedensten Bereichen der Kunst. Sie kann beitragen zu einem Umdenken in der Moorlandschaft. Um die nationalen und globalen Klimaschutzziele zu erreichen, müssen wir in Zukunft mit dem Wasser anstatt gegen das Wasser denken. Das Greifswald Moor Centrum treibt daher diese Projekte gemeinsam mit Institutionen wie der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und mit einzelnen Künstlern voran – in Workshops, Ausstellungen, Künstlerresidenzen und weiteren Formaten. Diese Seite bietet dazu einen Überblick.

 

Bild: Anett Simon, Peene bei Anklam, Acrylskizze auf Papier, 2022.

Sensing Peat

Das Projekt Sensing Peat fokussiert auf eine Verbindung von künstlerischem Wissen und Moorschutz aus transdisziplinärer Perspektive. Es basiert auf dem Venedig Agreement über den lokalen Schutz globaler Moore. Das Kunst- und Forschungsnetzwerk ist ein Projekt der Succow Stiftung, Partner im Greifswalder Moor Centrum, und wird von der Andrea von Braun Stiftung unterstützt. Die Website von Sensing Peat listet die kommenden Veranstaltungen, Ausstellungen, Workshops, Foren und Community-Mitglieder des Netzwerks.

A Little Bit Moor - Ein Arbeitsplatz zum Mitnehmen? Aus nachwachsenden Rohstoffen?

Cover “A little bit Mo(o)re” (Layout: Projektgruppe "A little bit Mo(o)re)"

Semesterprojekt der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Den Trend zu Tiny Houses mit Paluldikultur zu kombinieren ist im Sommersemester 2021 die Idee zum Projekt „A Little Bit Moor - Ein Arbeitsplatz zum Mitnehmen? Aus nachwachsenden Rohstoffen?“ von Rita Rentzsch, Professorin für Innenarchitektur/ Raumfunktionslehre an der der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, und den Wissenschaftler*innen des Greifswald Moor Centrum. Bedingt durch die Corona-Pandemie kommt der Gedanke von mobilen Tiny Workspaces hinzu, die ein ortsunabhängiges Arbeiten erlauben aber z.B. auch ein ruhiges Arbeiten in Zeiten von Homeoffice. Dieses findet häufig in Räumen statt, die von zahlreichen Personen und mit vielen anderen Funktionen belegt sind.

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Im Semesterprojekt entwarfen die Studenten eine rollbare Kleinarchitektur, für die das Verwenden von Baumaterialien Kriterium war. Der mobile Raum sollte maßgeschneidert für ein Berufsbild sein und Aspekte dieser Arbeit auf besondere Weise nach außen tragen, etwa die Programmierwerkstatt mit digitalen Fenstern, das Tonstudio mit Tanzparkett für Tangoabende oder Filmschnitt mit Freiluftkino? Platz finden sollte das Ganze auf einer Anhänger-Plattform mit einer maximalen Grundfläche von 6,60m x 2,55m und einer Höhe von 3,20m.
In Zweierteams haben die Studenten vier mobile Kleinarchitekturen entworfen – für eine Kulturmaschine, eine Hebammenpraxis, eine Nähwerkstatt und eine Moorforschungsstation.

Die vier Entwürfe für mobile Tiny Workspaces (aus Broschüre "A little bit Mo(o)re")

Die vier Entwürfe für mobile Tiny Workspaces (aus Broschüre "A little bit Mo(o)re")

Hier die gemeinsame Präsentation des Semesterprojekts A Little Bit Moor - Ein Arbeitsplatz zum Mitnehmen? Aus nachwachsenden Rohstoffen? Wir danken den teilnehmenden Lehrenden und Studierenden für ihr Einverständnis zur Veröffentlichung.

Experimenteller Materialworkshop der Plattfrom MAKE

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Experimentelles Arbeiten mit Moormaterialien im Workshop (Fotos: S. Abel)

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Rohrkolben-Blätter flechten, Samenhaare filzen, Torfmoose kochen – Ende Februar 2020 experimentierten 15 Kunst- und Designstudent*innen der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (die BURG) mit Materialien aus Paludikultur. Kleine Körbchen, mögliche Sitzgelegenheiten und neuartige Stoffe entstanden bei diesem ersten Workshop in Kooperation des Greifswald Moor Centrum mit der Kunsthochschule. Für die Gestalter*innen sind die nachhaltigen Rohstoffe interessant, weil sie weitgehend neu und zugleich klimafreundlich sind. Die Wissenschaftler*innen des GMC sehen die Kooperation als Chance für neue Ideen mit Schick und durchdachten vielfältige Welt der nassen Moorlandschaften und die Nutzung dortiger nachwachsender Rohstoffe gegeben.

Dokumentation des Workshops MAKE. (pdf | 2 MB)

Paludikultur-Residenzen

Paludikultur- Residenzprogramm (Bild: BURG Giebichenstein)

Thematisch arbeiten zu Paludikultur, residieren im Paludi-Tiny House
Kunst schaffen zu Paludikultur im Tiny house aus klimafreundlichen Paludikultur-Baustoffen mit Standort genau am Moor – diese Dreifach-Kombi lag den zwei Paludikultur-Residenzen zugrunde, die das Greifswald Moor Centrum gemeinsam mit der BURG Giebichenstein Kunsthochschule Halle im August/September 2020 ausrichteten.

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Zu sehen sind auch Technik, die beim Torfmoos-Anbau zum Einsatz kommt und die Messung von Treibhausgasen. Wer mag, kann in Schneeschuhen über einen nassen Torfmoosrasen laufen. Der Infotag bietet die Gelegenheit, mit Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen ins Gespräch zu kommen. Wir empfehlen wetterfeste Kleidung und (wasser)festes Schuhwerk.

Inspiration lieferte den Künstlern dabei die umgebende Landschaft, das renaturierte Küstenüberflutungsmoor Karrendorfer Wiesen, und das Wohnen im Paludi-Tiny House. Im mobilen und energieeffizienten Tiny House verbaut ist u.a. Sperrholz aus nässeliebender Erle, Wanddämmung aus Rohrkolben oder Schilf zur Dachdeckung. Eine pauschale Unterstützung von 1000 Euro sowie ein Materialkostenzuschuss von max. 1000 Euro ergänzte die Residenz.

In residence: Vreni Knödler

Selbstporträt Vreni Knödler
Selbstporträt Vreni Knödler

 
„Die Landschaft, die Wettereinflüsse, die Einfachheit des Tiny House ohne Internet und die Zeit, die für das Thema zur Verfügung steht, ermöglichen ein ganz anderes Arbeiten als im auf Effizienz ausgelegten Alltag. Der Ort ist einfach ein Privileg!“ Vreni Knödler

Kommunikationsdesignerin und BURG-Absolventin Vreni Knödler arbeitete drei Wochen lang gestalterisch im Tiny House. Mit Paludi.Space kreierte sie eine digitale Plattform, mit der sie über Paludikultur informiert und ein Bewusstsein dafür schafft.

Paludi.Space (Webinhalte und Webdesign: V. Knödler)

In residence: Lisa Marie Quester

"Das Beobachten eines Moores birgt viele Möglichkeiten für eine künstlerische Recherche. Der Organismus mit seinen Handlungsabläufen: Aufnehmen, Empfangen und Bewahren verkörpert Grundbedingungen, die im Begriff sind zu verschwinden. Die Aufnahme- und Sequestrierungsfunktion wird in Mooren brutal degradiert. Im Bereich der Kommunikation und zwischenmenschlichen Interaktion verschwindet das Zuhören und «Zuhören» langsam. Senden ist en vogue.“ Lisa Marie Quester

Die Textilkünstlerin Lisa Marie Quester, ebenfalls Alumna der Burg Giebichenstein, visualisiert die bedrohten und geretteten Moore (=Wiedervernässungsgebiete) in Form von Shibori-Textilien - einer japanischen Handfärbetechnik. Ihre Gedanken dazu fasste sie - inspiriert durch philosophische Gedanken von Byung-Chul Han und Andreas Weber – in Text.

Arbeiten entstanden aus der Paludikultur-Residenz von Lisa Marie Quester (Foto: L. M. Quester)

Die Ergebnisse dieser künstlerischen oder gestalterischen Auseinandersetzung während der Residenzen wurden bei der Konferenz RRR21 - Renewable resources from wet and rewetted peatlands (rrr2021.com) von 9.-11. März 2021 in Greifswald präsentiert.

In ihrem Video In Vanish fasst Lisa-Marie Quester Gedanken und Textilarbeiten zusammen. Hier geht's zum Video.

unbezahlbar wie Atmen ist

Cover ”unbezahlbar wie Atmen ist” (Layout: V. Knödler)
Cover ”unbezahlbar wie Atmen ist” (Layout: V. Knödler)

Dichtung von Sylvia Geist
Moor neu kommuniziert in Kombination aus Wissenschaft + Gedicht
unbezahlbar wie Atmen ist sind Moore, so beschreibt es Sylvia Geist in einem Gedicht, das nun in der Schriftenreihe des Greifswald Moor Centrum erschienen ist. „Können wir nochmals anfangen?“ fragt die Dichterin darin mehrmals. Besonders eindrücklich macht die Frage in der von ihr gelesenen Audioversion deutlich, dass wenig Zeit bleibt, die über Jahrtausende entstanden Moore und Kohlenstoffspeicher zu retten.
Das Gedicht entstand anlässlich der Konferenz „eins: zum andern“ vom 16. bis 18. September 2021 in München, einem Gesprächsexperiment zwischen Lyrik und Wissenschaft. Im Vorfeld hatten sich Dichter*innen und Wissenschaftler*innen zu ausgewählten Begriffen ausgetauscht und Denk- und Herangehensweise der jeweils anderen kennengelernt. Dass Greifswald Moor Centrum hat Sylvia Geist ins Moor geführt, die wiederum hat das Thema in Verse geformt. Ein neuer, ungewöhnlicher Weg der Wissenschaftskommunikation, den das Greifswald Moor Centrum gerne beschritten hat.

Ausstellung "RUMOOREN - Kunst trifft Moor"

Kunstwettbewerb und Ausstellung
Mehr Aufmerksamkeit für Moore und ihre nachhaltige Nutzung im öffentlichen Diskurs zu schaffen, war ein Ziel der internationalen Paludikultur Konferenz-Woche des Greifswald Moor Centrum im September 2017. Dafür hatte das Greifswald Moor Centrum gemeinsam mit dem Caspar-David-Friedrich Institut bundesweit interessierte Designer, Künstler und Kunstschaffende für zur Auseinandersetzung mit dem Thema Moor und Paludikultur eingeladen. RUMOOREN – Kunst trifft Moor war Titel des Wettbewerbs und folgender Ausstellung.

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In Greifswald wird seit über 200 Jahren zum Thema Moor geforscht - über 60 Personen (Stand 2021) sind im Netzwerk des GMC dem Moor verbunden und betrachten das Moor durch die naturwissenschaftliche Brille. Moore haben in der Gesellschaft ein negatives Image, ihre immense Bedeutung für den Klimaschutz ist nur Wenigen bewusst. Mit Kunstwettbewerb und Ausstellung RUMOOREN stellte das GMC die Frage, ob Kunst und Kultur neue Perspektiven auf Moor herstellen können, um deren Schmuddel-, Problem- bis Gruselimage abzulegen. Wie können Kunst und Kultur das komplexe ökologische Thema Moor darstellen? Können sie den Blick für die Wichtigkeit nachhaltiger Moornutzung schärfen und so den Boden für Klimaschutz durch Moorschutz bereiten? Ein gesellschaftlicher Austausch ist notwendig, um mehr Akzeptanz und Verständnis für den Moorschutz in Deutschland zu schaffen.

In der Ausstellung wurden Arbeiten von Silvia Klara Breitweiser, Karin Domanowsky, Dem Duo Charlotte Erckrath Und Maik Ronz, Antje Ingber, Wenchao Ji, Julia Kiehlmann, Maike Klein, Anne-Fee Mennen, Elisa Nest, Ingrid Ogenstedt, Antje Pehle, Dennis Propp, Jürgen Reich, Max Schmelcher, Tom Schröder, Gabriele Seitz, Johannes Steubl und einer Gruppe von Kunst-Studierenden der Universität Greifswald gezeigt. Informationen zu den Künstlern und deren Bezug zum Moor finden sie im Begleitheft zur Ausstellung.

Die Vernissage mit Preisverleihung fand am 24.09.17 um 18:00 Uhr im Caspar-David-Friedrich Institut, Bahnhofstraße 46, 17489 Greifswald statt. Weiter Information finden Sie auf der Website der RRR2017.