Verwertungsoptionen

Energetisch

Nutzung als Brennstoff

Die energetische Nutzung von Biomasse aus Paludikultur (Paludi-Biomasse) ermöglicht die Nutzung heterogener Bestände halmgutartiger Biomasse wie z.B. Schilf, Rohrglanzgras und Seggen. Durch den Anbau von Schwarzerle im Niederwald kann auch Energieholz gewonnen werden. Die Nutzung als Brennstoff stellt meist geringere Qualitätsanforderungen als die stoffliche Verwertung.

Für eine thermische Nutzung spricht ein hoher Heizwert der Biomasse verbunden mit der hohen Effizienz bei der Verbrennung sowie das Vorliegen erprobter (Stroh-)Feuerungstechnik. Für die Produkte Wärme (und Strom) besteht eine Nachfrage und ein Markt.

Nichtsdestotrotz handelt es sich um eine Übergangstechnologie, die in den nächsten Jahrzehnten durch stoffliche Verwertung bzw. Kaskadennutzung ersetzt werden muss. Für Paludi-Biomasse existieren vielversprechende stoffliche Nutzungsoptionen.

Eine Übersicht über die Nutzung als Brennstoff bietet die Broschüre Halmgutartige Festbrennstoffe aus nassen Mooren.

Substrat für Biogasanlagen

Biogas entsteht aus Vergärung organischer Substanzen und kann zur Wärmegewinnung, Verstromung oder als Kraftstoff verwendet werden. Bei der Nassvergärung eignet sich Paludi-Biomasse in konventionellen Nassvergärungsanlagen als Ko-Substrat, in Form von Silage (Biomassekonservat) oder als frische Biomasse. Zur Silierung eignet sich Biomasse, welche im Frühsommer geerntet wird, da dann die Gehalte an leicht löslichen Kohlenhydraten und Eiweißen höher sind.

Bei der Feststofffermentation ist auch die ausschließliche Nutzung von später geernteter Paludi-Biomasse möglich. Die Biogasausbeute aus Paludi-Biomasse ist gut, benötigt allerdings deutlich längere Verweilzeiten als Mais. Versuche von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zeigen, dass sich der spezifische Biogasertrag mit zunehmenden Alter der Biomasse verringert und fein gemahlene Biomasse eher höhere Biogaserträge liefern. Gegebenenfalls muss die Biomasse vorbereitend mit einem Extruder aufgeschlossen werden und das Rührwerk der Anlage entsprechend ausgerichtet sein. Innovative Trockenfermenter sind derzeit in Entwicklung. Die Verbio AG stellt seit 2014 Biomethan in Erdgasqualität aus 100 % Stroh her.

Synthetische Kraftstoffe

Synthetische Kraftstoffe können durch die Umwandlung von Produktgasen aus der thermo-chemischen Vergasung von biogenen Festbrennstoffen hergestellt werden. Vergasungsanlagen existieren bereits für Holz. Für Paludi-Biomasse gibt es noch keine ausgereiften angepassten Verfahren und Techniken zur Synthese flüssiger oder gasförmiger Biokraftstoffe.

Stofflich

Mit der stofflichen Nutzung von Paludi-Biomasse kann i.d.R. eine höhere Wertschöpfung erzielt werden, als bei der energetischen Nutzung. Kohlenstoff wird zudem im Produkt festgelegt und gelangt nicht in die Atmosphäre. Paludi-biomasse kann nachhaltig hergestellt, als ökologisches Produkt verwendet und später einfach entsorgt werden.

 

Baustoffe

Insbesondere Rohrkolben und Schilf eignen sich als Baustoffe. Dachreed ist eine traditionelle Nutzung und vor allem in Nordeutschland und unter anderem in den Niederlanden, in Polen und in Dänemark verbreitet. Dachreet ist eine traditionelle Nutzungsform von Schilf und vor allem in Norddeutschland sowie u.a. in den Niederlanden, in Polen und in Dänemark verbreitet. Als Dachreet eignet sich geradhalmiges 1,4 – 2 m langes und 3 – 9 mm dickes Schilf.

Auch Formkörper und Platten können aus Schilf und Rohrkolben hergestellt werden. Als Dämmstoff eignet sich insbesondere Rohrkolben mit seinem luftgefüllten Gewebe. Die feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften von Rohrkolben tragen zu einem gesunden Raumklima bei. Rohrkolben kann als Einblasdämmung oder in Form von Dämmmatten verwendet werden. Auch Schilf eignet sich zur Dämmung, Bau- und Dämmplatten erfüllen höchste Anforderungen des Brandschutzes. Schilf eignet sich auch zur Herstellung von dämmenden Putzträgern und kann im Lehmbau eingesetzt werden. Bei wärmedämmenden Lehmbaustoffen kann das Schwindverhalten und die Trockenzeit durch Zugabe von Schilffasern reduziert werden.

Im Handel bietet z.B. Hiss Reet eine umfangreiche Palette von Schilfprodukten an (Reetdächer, Baustoffe (Wärmedämmung, Schalungsplatten, Putzträgermatten, Trennwände), Schilf als Sichtschutz, zur Gartengestaltung, als Platten zur Beeinflussung der Raumakustik oder in Form von Strohschirmen). Typhatechnik und Naporo vermarkten Produkte aus Rohrkolben.

Für Möbel oder Bauholz eignet sich das weiche und leichte Holz der Erle. Es kann je nach Qualität als Furnierholz, als Sägeholz für Massivmöbel und Innenausbau oder zur Herstellung von Span-, Faser- und OSB-Platten verwendet werden.

Rohstoffe für die Industrie

Zur Erreichung unserer Klimaschutzziele spielt der Umstieg von Erdölraffinerien hinzu Bioraffinerien eine zentrale Rolle. Damit wird zukünftig ein großer Bedarf an Biomasse entstehen, welcher zum Teil auch mit Paludi-Biomasse gedeckt werden könnte. Bisher gibt es nur wenige Bioraffinerieanlagen in industriellem Maßstab. Seit einigen Jahren wird auch an der Verwendung von Torfmoosen als Substrat im Gartenbau geforscht.

Praxisbeispiele

Quellen & weitere Informationen

  1. Weitere Informationen finden sich auf der Seite Pflanzen- & Nutztierarten.
  2. Wichtmann et al. (Hrsg.) 2016: Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. Schweizerbart, Stuttgart.
  3. Dahms et al. (2017): Paludi-Pellets-Broschüre: Halmgutartige Festbrennstoffe aus nassen Mooren.
    Universität Greifswald, Greifswald. 68 S.
  4. Wichmann, S.; Wichtmann, W. (2011): Paludikultur: Standortgerechte Bewirtschaftung wiedervernässter Moore. Telma Beiheft 4, DGMT. S. 215-234.
  5. Wiedow, D. & Burgstaler, J. Müller, J. & Sweers, W. (2016): Produktion von Futter in Paludikultur. In: Wichtmann et al. (Hrsg.) 2016: Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. Schweizerbart, Stuttgart.
  6. Zielke, L. (2016): Rohrglanzgras vernäster Moorstandorteals Pferdefutter . In: Wichtmann et al. (Hrsg.) 2016: Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. Schweizerbart, Stuttgart.
  7. Wichtmann, W. (2016): Box: Nutzungszeiträume. In: Wichtmann et al. (Hrsg.) 2016: Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. Schweizerbart, Stuttgart.
  8. Wollert, A. (2016): Box: Brandschutzplatte aus Schilf. In: Wichtmann et al. (Hrsg.) 2016: Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. Schweizerbart, Stuttgart.
  9. Oehmke, C. & Abel, S. (2016): Ausgewählte Paludikulturen. In: Wichtmann et al. (Hrsg.) 2016: Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. Schweizerbart, Stuttgart.
  10. Abel, S. (2016): Nahrungsmittel und Medizinalpflanzen aus Paludikultur. In: Wichtmann et al. (Hrsg.) 2016: Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. Schweizerbart, Stuttgart.
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