Arten der Moornutzung
Moore haben vielfältige Funktionen und können demnach auf unterschiedlichste Weisen genutzt werden.
Land- und Forstwirtschaft
Derzeit werden ca. 70 % der Moore in Deutschland land- und forstwirtschaftlich genutzt. Der größte Anteil wird als Grünland genutzt (39-50 %), gefolgt von Ackerland (19-32 %) und Forstwirtschaft (14-15 %) [7]. Bisher werden fast alle Moore für diese Nutzungsweisen entwässert, wodurch die Flächen langfristig für die Produktion verloren gehen (vgl. Problematik der Entwässerung).
In Europa werden ca. 14 % der Moore landwirtschaftlich genutzt. Die meisten landwirtschaftlich genutzten Moore liegen in Russland, Deutschland und Weißrussland. Der größte prozentuelle Anteil von landwirtschaftlich genutzten Mooren hat Ungarn, Griechenland, die Niederlande und Deutschland [1].
Torfnutzung
Weißtorf ist der wichtigste Rohstoff für Substrate im Gartenbau. Durch den niedrigen pH und Nährstoffgehalt kann leicht der gewünschte pH- und Nährstoffgehalt im Substrat eingestellt werden. Torf hat ein hohes Wasserhaltevermögen, ist frei von Pathogenen, leicht handhabbar und weltweit verfügbar.
Torf kann auch als Brennmaterial genutzt werden. In Deutschland ist das nicht mehr üblich, in einigen Ländern (z.B. Russland, Finnland, Schweden) wird Torf weiterhin zur Energiegewinnung genutzt. Moore werden durch Torfabbau zerstört.
Traditionelle Nutzung
In nassen Mooren wachsen eine Vielzahl von Wildpflanzen, welche traditionell genutzt werden als:
- Futter und Stroh für Haustiere
- Nahrungsmittel: Beeren, Pilze, Sago (Südost-Asien), Reis (Amerika)
- Papierherstellung (Schilf, Cladium, Papyrus)
- Baustoff: Schilf für Reetdächer und Häuser (Ma´dan – „Marsch-Araber“)
- Medizinische wirksam: Sonnentau, Torfmoose
- Jagd: Moore sind Lebensraum für wilde Pflanzen und Tiere. Auch Tiere, die nicht auf Moore angewiesen sind, finden in Mooren oft die letzten ungestörten Rückzugsgebiete
- Fischerei: Insbesondere in den Tropen werden Moore auch für die Fischerei genutzt.
Wasser
Moore können in Trinkwassergewinnungsgebieten liegen und Einfluss auf die Wasserqualität nehmen. Bei knapper Wasserversorgung können Moore eine bedeutende Wasserquelle sein.
Klima – global
Langfristig legen ungestörte Moore Kohlenstoff fest und haben eine kühlende Wirkung auf das Klima. Durch Entwässerung kommt es zur Freisetzung des Kohlenstoffs durch Kohlendioxid und somit zur Erwärmung des Klimas. Bei Flutung von Mooren wird insbesondere das klimawirksamere Treibhausgas Methan freigesetzt. Mit Wiedervernässung können die Treibhausgasemissionen verringert werden. Die geringsten Emissionen sind bei Wasserständen auf Höhe der Geländeoberfläche zu erwarten [4]. Weitere Informationen finden sich unter Klima und Moorschutz.
Klima – lokal
Moore liegen oft in Senken, wo sich die kühlere (und schwerere) Luft sammelt. Daher sind Moore meist kühler als ihre Umgebung. Die Luftfeuchtigkeit ist erhöht und Nebelbildung ist häufiger als auf Mineralstandorten. Durch Unterschiede in Temperatur und Feuchte beeinflussen Moore ihre Umgebung, insbesondere in warmen und trockenen Klimaten.
Wasser – Hydrologie des Einzugsgebiets
Torfakkumulierende Moore sind in der Regel wassergesättigt und verfügen über einen großen statischen Wasserspeicher. Der dynamische Speicher für Wasser, welches rasch aufgenommen und auch wieder abgegeben werden kann, ist in den meisten Mooren eher klein und somit auch deren Puffereffekt. Eine Ausnahme bilden Durchströmungs- und Schwingmoor-Verlandungsmoore Moore, bei denen ein Schrumpfen und Schwellen des Torfkörpers möglich ist.
Auch Moore mit geringer Leitfähigkeit und großer Wasserspeicherkapazität, z.B. Akrotelmmoore und gemusterte Überrieselungsmoore, haben einen großen dynamischen Speicher. In Niedermooren ist der Oberflächenabfluss gering, da die Evapotranspiration (Verdunstung aus dem Moor) höher ist, als der Niederschlag. Zum Hochwasserschutz dienen Moore eher aufgrund ihrer Topographie, da sich Wasser in Senken sammelt.
Durch Entwässerung verändert sich die Speicherkapazität der Moore. Durch abgesenkte Wasserspiegel verkleinert sich der statische Speicher und der dynamische Speicher vergrößert sich. Offene Entwässerungskanäle wirken dem entgegen und steigern die Abflussspitzen. Auch durch entwässerungsbedingte Bodendegradation in Niedermooren sinkt die Infiltrationsfähigkeit und der Oberflächenabfluss nimmt zu.
Wasser - Hydrochemie des Einzugsgebiets
Das Mooreinzugsgebiet kann durch verschiedene hydrochemische Prozesse im Moor beeinflusst werden und ist u.a. abhängig vom Wasser, welches das Moor speist. Moore können als Nährstoffsenken dienen.
Grundwassergespeiste Niedermoore können die Wasserqualität im Einzugsgebiet verbessern, indem sie hineinfließende Substanzen umwandeln (Denitrifikation senkt Nitratkonzentration, Nährstoffe werden teilweise im Torf akkumuliert). Mit Intensivierung der Landwirtschaft (somit mehr Nährstoffe) innerhalb des Einzugsgebiets können nicht mehr alle Nährstoffe umgewandelt werden. Die Nährstoffverfügbarkeit steigt und die Filterfunktion sinkt, sowie die Biodiversität. Durch Entwässerung sinkt der Grundwassereinfluss und der Einfluss vom Niederschlag steigt. Dies führt zur Änderung in der Vegetationszusammensetzung.
Überflutungsmoore und viele Versumpfungsmoore dienen als Nährstoffsenken, durch Prozesse wie Denitrifizierung, Sedimentation oder Pflanzenaufnahme. Die Verweildauer des einströmenden Süßwassers und die Wasserqualität beeinflussen diese Prozesse.
Hochmoore akkumulieren Kohlenstoff und Nährstoffe aus dem Niederschlagswasser. Der Abfluss aus Mooren hat einen niedrigen pH und ist reich an Huminstoffen und Ammoniak und daher lokal auch eine Quelle für Kohlenstoff und Stickstoff.
Wasserreservoirs
Moore liegen meist in Becken und können somit leicht geflutet werden. Als Wasserreservoirs können sie der Gewinnung von Elektrizität oder Trinkwasser dienen, sowie der Erholung. Durch die Flutung werden Moore zu einer Quelle von Methan.
Fischteiche
Moore werden auch für die Etablierung von Fischteichen geflutet. Es eignen sich Fische, die geringe pH-Werte tolerieren. Zu saures Wasser führt zum Fischsterben und wird durch Kalkung verhindert. Durch Kalkung, eingeleitetem Wasser aus Gräben landwirtschaftlich genutzter Flächen oder anderer Abwässer kommt es zu einer Beschleunigung des Torfabbaus unter Wasser und zu Nährstoffausträgen, welche das Algenwachstum begünstigen. Bei dichten Fischbeständen kann dadurch die aerobe Zone sehr flach werden und die anaerobe Zone überhandnehmen.
Siedlungen
Viele Moore liegen nahe der Küsten, wo auch ein Großteil der Weltbevölkerung lebt. Städte wie Amsterdam, St. Petersburg oder New Orleans sind auf Mooren gebaut. Moore sind meist „billiges Land“ und werden bei Stadtnähe auch als Abfallhalden genutzt. Dies birgt die Gefahr, dass es durch Kompression zu Überflutung kommt oder Grund- oder Oberflächenwasser kontaminiert werden.
Weitere
In nördlichen Ländern werden gefrorene Moore als Transportwege für Forstprodukte genutzt. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit werden Moore auch als militärische Übungsgebiete genutzt. Früher dienten diese isolierten Gebiete auch als Gefängnisse oder Arbeitslager. Auch Administrative Grenzen liegen häufig in Mooren.
Moore speichern Informationen im Torf. Hier finden sich Informationen seit Beginn des Moorwachstums, also meist über einige Tausend Jahre. Moore liefern auch Informationen, beispielsweise können Anpassungen von Tieren und Pflanzen an extreme Lebensräume erforscht werden, etwa an nasse, saure und nährstoffarme Bedingungen.
Moore sind ästhetisch, ihre Weite oder spezielle Musterbildungen können faszinieren. Berühmte Maler, wie Vincent van Gogh, malten Moorlandschaften. Moore sind auch Orte der Spiritualität oder der Erholung.
Der Erhalt der Moore sichert nachfolgenden Generationen vielfältige Möglichkeiten der Moornutzung. Bei Änderung der Präferenzen oder der Wertestandards können Funktionen wichtig werden, die uns heute unwichtig scheinen oder nicht bekannt sind.
Quellen & weitere Informationen
- Joosten, H.; Clarke, D. (2002): Wise use of mires and peatlands - Background and principles including a framework for decision-making. International Mire Conservation Group / International Peat Society, 304 p.
- Wichtmann, W. Schröder, C. & Joosten, H (Hrsg.) (2016): Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. Klimaschutz - Biodiversität - regionale Wertschöpfung. Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart, 272 p.
- Adler, N. et al. (2017): Umweltschutz in der Landwirtschaft. Umweltbundesamt, 92 p.
- Jurasinski, G. et al. (2016): Treibhausgasemissionen. In Wichtmann, W. et al. (Hrsg.): Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. Klimaschutz - Biodiversität - regionale Wertschöpfung. Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart, 272 p.
- Sachverständigenrat für Umweltfragen (2012): Umweltgutachten 2012: Verantwortung in einer begrenzten Welt. Erich Schmidt Verlag, 422 p.
- Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz und Wissenschaftlicher Beirat Waldpolitik beim BMEL (2016): Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwendung. Gutachten. Berlin
- Joosten, H., Tanneberger, F. & Moen, A. (Hrsg.)(2017) Mires and peatlands of Europe - Status,
distribution and conservation. Schweitzerbart Science Publishers, Stuttgart. 780 p.