Praxisanbau von Rohrkolben (Typha) Demonstrationsfläche „Teichweide“ bei Neukalen

Praxisanbau von Rohrkolben (Typha) Demonstrationsfläche „Teichweide“ bei Neukalen

Praxisanbau von Rohrkolben (Typha) Demonstrationsfläche „Teichweide“ bei Neukalen

Praxisanbau von Rohrkolben (Typha) Demonstrationsfläche „Teichweide“ bei Neukalen

Praxisanbau von Rohrkolben (Typha) Demonstrationsfläche „Teichweide“ bei Neukalen

Praxisanbau von Rohrkolben (Typha): Demonstrationsfläche „Teichweide“ bei Neukalen

Der Praxisanbau bei Neukalen, Mecklenburg-Vorpommern erprobt die Kultivierung der Rohkolbenarten Typha latifolia und Typha angustifolia in einem praxisrelevanten Maßstab. Baumaßnahmen, Pflanzenanzucht, maschinelle Pflanzung, Management und Ernten wurden bzw. werden in Kooperation mit Praxispartnern umgesetzt. Zudem erfolgt ein umfassendes Monitoring insbesondere zu Bestandesetablierung und -entwicklung, Biomasseertrag und -qualität, Wasserhaushalt und Wasserqualität, Nährstoffhaushalt, Biodiversität und Treibhausgas (THG)-Emissionen.

Die Einrichtung der Typha-Fläche auf ca. ~10 ha Niedermoorgrünland erfolgte durch das Verbundprojekt Paludi-PRIMA (2019-2022) und war ein Meilenstein für die Umsetzung von Paludikultur. Es wurden wertvolle Erfahrungen zu Planungs- und Genehmigungsprozessen, Flächenvorbereitung und Pflanzung gesammelt. Management und Ernte sowie Monitoring der Rohrkolbenfläche werden derzeit durch das Verbundprojekt Paludi-PROGRESS (2022-2025) fortgeführt und intensiviert. Die Praxisfläche steht zudem für weitere Erprobungen und Untersuchungen mit Kooperationspartnern zur Verfügung. So hat das Projekt PRINCESS den Rohrkolbenanbau in vergleichende Untersuchungen mit weiteren wiedervernässten Niedermoorstandorten einbezogen (Vegetation, Brutvögel, Libellen, Käfer, Spinnen; THG-Haubenmessungen, Biomasseauf- und -abbau). Nicht zuletzt stellt der Praxisanbau eine wichtige Paludikultur-Demonstrationsfläche für interessierte Besucher dar.

Allgemeine Informationen zum Anbau von Rohrkolben finden Sie hier.

Standort und vorherige Nutzung

Die Projektfläche befindet sich im Flusstal der Teterower Peene und ist Teil des Polders Teichweide. Das Niedermoor weist hier eine mächtige Torfschicht von bis zu 5 m auf. Der Grünlandbestand des Polders Teichweide wird von Rohrglanzgras dominiert, durch eine Mutterkuhherde beweidet und für die Winterfutterproduktion gemäht. Der Eigentümer (Landwirtschaftsbetrieb Voigt) stellt seit 2019 eine Teilfläche für die Durchführung des Praxisanbaus zur Verfügung.

Flächeneinrichtung

Im August und September 2019 wurden Bauarbeiten zur Vorbereitung der Fläche (~10 ha) für eine Wasserstandsanhebung durchgeführt. Die Maßnahmen umfassten den Bau von Verwallungen zum Wasserrückhalt, das Ausheben eines neuen Grabens außerhalb der Fläche, der Sickerwasser auffängt und somit die Vernässung von umliegendem Grünland verhindert, den Aufbau einer Bewässerungsinfrastruktur (Pumpe + Zulauf) sowie die Installation von zwei Überläufen (Mönche) zur Regulierung des Wasserstandes.

Eine auf Wasserpflanzen spezialisierte Gärtnerei hat je 25.000 Setzlinge von Typha latifolia und Typha angustifolia aufgezogen. Diese wurden Mitte September 2019 geliefert und mit zwei traktorgezogenen Pflanzmaschinen aus der Forstwirtschaft gepflanzt. Die zwei Typha-Arten wurden jeweils in zwei Dichten gepflanzt: 1 Pflanze je m² bzw. 0,5 Pflanzen je m² (Pflanzschema 2 m x 0,5 m bzw. 2 m x 1 m). Im Juni 2020 erfolgte auf der flach überstauten Fläche eine Saat von Pellets (Typha-Samen + Ton) per Hand und per Drohne.

Management

Das Management der Typha-Fläche umfasst die Wasserstandsregulierung durch aktive Zuwässerung im Frühjahr/ Sommer unter der Nutzung von Wasser aus der angrenzenden Teterower Peene, den Schutz gegen Gänse und Wildschweine sowie die Mahd der Verwallung.

Ernte & Verwertung

Die große Praxisfläche ermöglicht die Erprobung von Spezialtechnik für nasse Moore bei einer Ernte von Rohrkolben-Biomasse für unterschiedliche Verwertungswege. Die erste maschinelle Test-Ernte fand im Dezember 2021 in einem einstufigen Verfahren durch Raupentechnik mit aufgesatteltem Bunker statt. Im Januar 2023 erfolgten Mahd und Beräumung der gesamten Fläche in einem zweistufigen Verfahren mit kettenbasierter Mähraupe und Ladewagen. Zusätzlich wurden im Herbst 2022 und 2023 manuell Fruchtstände zur Weiterverarbeitung geerntet. Rohrkolben-Biomasse kann für ein breites Spektrum an Verwertungsmöglichkeiten eingesetzt werden, z. B. für hochwertige Bau- und Dämmstoffe, als Daunenersatz in der Textilindustrie oder als Rohstoff für Substrate im Gartenbau.

 

 

Begleitforschung

Durch die Untersuchungen zu Bestandsaufbau, Biomassequalität und Kostendaten liefert der Praxisanbau praktische Informationen über die technische Umsetzung, das Pflanzenwachstum und die Wirtschaftlichkeit des Rohrkolbenanbaus. Das mehrjährige Monitoring der 10 ha-Fläche bietet zudem bisher einmalige Möglichkeiten zur Quantifizierung der Ökosystemleistungen von Anbau-Paludikulturen (Klimawirkung, Wasser- und Nährstoffhaushalt, Biodiversität).

Erkenntnisse

Der Rohrkolben-Anbau mit einer Größe von 10 ha wurde als "nasse Insel in entwässerter Umgebung" angelegt, womit sich die Flächeneinrichtung relativ aufwendig gestaltete. Zudem ist durch die aktive Zuwässerung das Wassermanagement betreuungsintensiv. Skaleneffekte und die Auswahl von Anbauflächen mit freiem Zulauf reduzieren Kosten deutlich. Die späte Pflanzung im September 2019 mit geringer Pflanzdichte führte zunächst zu einer geringen Etablierung der Typha-Jungpflanzen, so dass ein deutlich früherer Pflanztermin im Sommer zu empfehlen ist. Ausläuferbildung und die zusätzliche Keimung im Frühjahr/ Sommer 2020 ermöglichten dennoch eine gute Bestandsetablierung. Saatgutgewinnung und Aussaat werden als aussichtsreiche, kostengünstigere Etablierungsmethode für Rohrkolben untersucht. Es mangelt an lokal verfügbarer Erntetechnik für nasse Moore, womit die Beauftragung von Lohnunternehmen überregional erfolgt. Dementsprechend kann die Ernteplanung nicht flexibel auf Unsicherheiten wie ein kurzfrisitge Änderung der Witterung reagieren. Zusätzlich fallen durch die weiten Transportwege höheren Kosten (Spedition) an. Die Bildung von Fruchtständen (Kolben) beeinflusst derzeit maßgeblich die Biomassequalität und deren Eignung für verschiedene Verwertungswege.

Dokumentation der Flächenentwicklung aus der Luft

(Quelle: AESA aerial ⇗)

Anmerkung: die Layer "Flächeneinrichtung" und "Nach der Pflanzung" wurden unter ungünstigen Bedingungen und ohne Vermessungstechnik aufgenommen und weisen eine geringe Lagegenauigkeit und Qualität auf.

Bildergalerie