MoorWissen kompakt

Entstehung und Verbreitung

Entstehung: Moore entstehen dort, wo langfristig hohe Grundwasserstände die Zersetzung von anfallendem organischem Material einschränken. Neues Pflanzenmaterial wird schneller gebildet als altes abgebaut. Es entsteht der sogenannte Torf [1].

Die Bildung der heutigen Moore in Mitteleuropa begann vor rund 10.000 Jahren als nach dem Ende der letzten Eiszeit die Gletscher abschmolzen. Das zuvor in den Gletschern gebundene Wasser wurde frei und sorgte für die nötige Wassersättigung zur Moorbildung. Trotz der hohen Wassersättigung wird der Großteil des anfallenden Pflanzenmaterials mineralisiert, nur 2-16% wandern in den Torf. Intakte Moore bilden somit in der Regel rund 0,5mm neuen Torf pro Jahr. Unter günstigen Umständen können Werte von bis zu 1mm pro Jahr erreicht werden [3,5].

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Verbreitung: Moore gibt es auf allen Kontinenten, von den Tropen bis in die Arktis, von den Küsten bis ins Gebirge.

Moore bedecken zwar nur rund 3% der weltweiten Landoberfläche, enthalten aber fast 20% des gesamten organischen Kohlenstoffs, der in terrestrischen Ökosystemen gespeichert ist. Damit sind Moore die raum-effektivsten Kohlenstoffspeicher unter allen terrestrischen Ökosystemen [7].

Im Verhältnis zur Gesamtlandesfläche wies ursprünglich Finnland weltweit den höchsten Anteil an Moorflächen auf. Rund ein Drittel des Landes war mit Mooren bedeckt. Als größtes Moor der Erde gilt das Wasjugan-Moor in Westsibirien. Es bedeckt mehr als 5 Millionen Hektar und ist damit rund viermal so groß wie Schleswig-Holstein [6].

Moore in Deutschland: In Deutschland nahmen Moore ursprünglich eine Fläche zwischen 1,4 und 1,8 Millionen ha ein, was 4-5 % der Landesfläche entsprach. Aufgrund von Entwässerung und Nutzung können heute nur noch 2% (rund 25.000 ha) dieser Moore als intakt, also torfbildend, angesehen werden [4].

Gefährdung

Landwirtschaft wird als Hauptgrund (50%) für die weltweite Entwässerung von Mooren angesehen, Forstwirtschaft ist für rund 30% verantwortlich. Entgegen der landläufigen Meinung können „nur“ 10% der Moortrockenlegungen auf die Torfgewinnung zurück geführt werden. Die restlichen 10% werden Urbanisierung und dem Ausbau von Infrastruktur zugeschrieben.

Die Entwässerung von Mooren bewirkt, dass diese ihre Funktion als CO2-Senken verlieren und nun CO2 freisetzen. So emittieren beispielsweise entwässerte Moorstandorte in Deutschland auf denen Kartoffeln angebaut werden, pro Jahr 37t CO2-Äquivalente pro Hektar. Das entspricht einer Fahrt rund 185.000 km in einem Mittelklasse Pkw.

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Durch die Entwässerung wird die chemische wie auch physikalische Struktur des Torfes grundlegend verändert. Prozesse wie Sackung, Schrumpfung und Mineralisation führen in mittleren Breiten zu einer Absenkung der Landoberfläche („Moorschwund“) von 1-2cm pro Jahr, in Südostasien kann dieser Wert sogar bis zu 7 cm betragen. In einem englischen Moor nördlich von Cambridge wurde seit 1848 eine Absenkung von 4 m verzeichnet [5,7].

Aufgrund der standörtlichen Eigenschaften („zum Fahren zu nass, zum Schiffen zu trocken“) waren Moore die letzten Standorte, die in intensive Nutzung genommen wurden. Archäologische Forschungen zeigten jedoch, dass Moore schon in Steinzeit zum Jagen und Beerensammeln genutzt wurden [5,7].

Geschichtliche Entwicklung

Frühste menschliche Eingriffe ins Ökosystem Moor wirkten zunächst oft unbewusst sogar fördernd auf die Moore. So verstärkten die im frühen Mittelalter stattgefundenen Rodungen von Wäldern die Grundwasserneubildung, was vielerorts zu einer Ausbreitung von Mooren führte [2].

Erste kleinflächige Entwässerungsanlagen wurden in Norddeutschland im 13. Jh. von Zisterzienser Mönchen angelegt. Die so entstandenen Mähwiesen wurden zur Viehfutter- und Streugewinnung einschürig genutzt [5,7]. Natürliche wie auch trockengelegte Moore werden seit Jahrtausenden als Viehweiden genutzt. Dabei kann das Vieh als tierischer Landschaftspfleger artenreiche Flächen offenhalten, bei zu hoher Besatzdichte jedoch auch nachteilige Effekte haben [4].

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Die intensivste Phase der Entwässerung von Mooren begann im 19. Jahrhundert. Die Entwässerungsbemühungen wurden im 18. Jh., teilweise durch staatlich angeordnete und finanzierte Programme, vorangetrieben. So z.B. das Urbarmachungsedikt für Moorkulturen in Preußen von Friedrich II 1765 [7].

Torf wurde und wird in Mooren zu verschiedenen Zwecken abgebaut: zur Energiegewinnung, als Substrat im Gartenbau und als Bau- und Isolationsmaterial. Aber auch exotische Nutzungen wie Aromatisierung von Whiskey, Torftextilien oder therapeutischen Moorbädern existieren.

Die intensive Phase um 19. Jahrhundert wurde unterstützt durch die nun maschinell erfolgende Herstellung von Tondränrohren.

Die Entwässerungsbestrebungen gipfelten in der sogn. „Komplexmelioration“ im Osten Deutschlands. Von den 1960er Jahren bis zum Ende der DDR 1990 wurde eine Vielzahl zunächst geringfügig entwässerter Moorstandorte einer Intensivierung unterzogen (z.B. die Vergrößerung der Vorfluter). Die landwirtschaftliche Produktionsfläche sollte so an den vorhandenen Fuhrpark angepasst werden [7].

Seit den 1990er Jahren entwickelten sich neue nachhaltige Bewirtschaftungsformen für Moore, die unter dem Schlagwort „Paludikultur“ zusammengefasst werden. So wird der Torf erhalten und unter günstigen Umständen sogar neu gebildet; Treibhausgasemissionen und Nährstoffeintrag werden minimiert [4,7].

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Weitere Themen zum Einstieg

Forschung

Die wissenschaftliche Arbeit am Greifswald Moor Centrum setzt neben der Grundlagenforschung einen Schwerpunkt auf Paludikulturen, also auf die land- oder forstwirtschaftlichen Nutzung von nassen Moorböden. Dabei steht die Torfmooskultivierung auf Hochmoor-Standorten seit mehreren Jahren im Fokus. Auch die Bewirtschaftung von wiedervernässten Niedermooren wird am Beispiel des Anbaus von u.a. Rohrkolben und Schilf erforscht.

Praxis

Auf wissenschaftlicher Grundlage arbeitet das GMC mit diversen Kooperationspartner:innen daran, Pilotanlagen für die nachhaltige Nutzung wiedervernässter Moorstandorte zu entwickeln und politische Rahmen-Bedingungen dafür zu gestalten. Die Praxisbeispiele zeigen, sowohl wie der Anbau von Kulturpflanzen auf nassen Moorböden (Paludikulturen) aussehen kann, als auch welche Möglichkeiten es für die Verwertung der Paludikultur-Rohstoffe gibt.

Politik

Das Ökosystem Moor kann uns helfen, den aktuellen ökologischen Krisen zu begegnen - wir müssen seine Möglichkeiten klug nutzen. Nasse und wiedervernässte Moore können lokal und global zu Klima- und Artenschutz beitragen. Dafür braucht es auf Landes-, Bundes- und Europaebene die richtigen politischen Bedingungen und wirtschaftliche Anreize. Das GMC steht der Politik beratend zur Seite und erarbeitet regelmäßig aktuelle Positionspapiere und Factsheets, die auf der Website des Greifswald Moor Centrums abrufbar sind.

Quellen & weitere Informationen

  1. Dierssen K, Dierssen B (2001): Moore. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  2. Ellenberg H, Leuschner C (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen.
    Verlag Eugen Ulmer Stuttgart.
  3. Göttlich K (eds.) (1990): Moor- und Torfkunde. Schweizerbart Science Publisher, Stuttgart.
  4. Joosten H, Tanneberger F, Moen A (eds.) (2017): Mires and peatlands of Europe.
    Schweizerbart Science Publisher, Stuttgart.
  5. Succow M, Joosten H (eds.) (2001): Landschaftsökologische Moorkunde.
    Schweizerbart Science Publisher, Stuttgart.
  6. Tanneberger F, Hahne W, Joosten H (2003): Wohin auch das Auge blicket:
    Moore, Moorforschung und Moorschutz in Westsibirien. Telma 33: 209-229.
  7. Wichtmann W, Schröder C, Joosten H (eds.) (2016): Paludikultur –
    Bewirtschaftung nasser Moore. Schweizerbart Science Publisher, Stuttgart.