Moorschutz in Deutschland

Nationale Aktivitäten

Moorschutzmaßnahmen tragen zum Schutz von Klima, Biodiversität, Gewässer und Böden bei, sie können sprichwörtlich „viele Fliegen mit einer Klappe schlagen“ und die Ziele mehrerer rechtlicher Vorgaben und Strategien, wie die Nationale Klimaschutzinitiative, die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt, die EG-Wasserrahmenrichtlinie und die Europäische Bodenschutzstrategie, fördern [2].

Bereits 2012 werden in der Vision für Moore in Deutschland (Gemeinsame Erklärung der Naturschutzbehörden 2012) eine Reihe von Moorschutzmaßnahmen vorgeschlagen, die die Bereiche Wassermanagement und Gewässerschutz, Arten- und Biotopschutz, Landwirtschaft, Wald- und Forstwirtschaft, Torfabbau und Verwaltung betreffen.

Moore für Klimaschutz

Inzwischen hat sich auch die Bundesregierung Moorschutz als Ziel gesetzt. Da Moore für ca. 80 % der Emissionen aus landwirtschaftlichen Böden verantwortlich sind, jedoch nur 6 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche ausmachen, besteht auf relativ kleiner Fläche ein enormes Reduktionspotenzial (BMUB 2017). Das Bundeskabinett hat im November 2016 den Klimaschutzplan 2050 beschlossen und setzte damit, als internationaler Vorreiter, ein starkes positives Signal. Der Klimaschutzplan sieht bis 2030 u.a. die Erarbeitung und Umsetzung einer Bund-Länder-Vereinbarung zum Moorschutz und einer Strategie zum Erhalt von Moorböden (organischer Böden) vor (BMUB 2016).

Das Greifswald Moor Centrum hat den Klimaschutzplan 2050 hinsichtlich der Positionen zu Mooren untersucht und hebt positiv hervor, dass damit erste Schritte zum effektiven Klimaschutz durch Moorschutz in der Landnutzung gegangen werden. Es fehlten jedoch konkrete Ziele und Maßnahmen für den Bereich Landnutzung und Forstwirtschaft und somit auch für organische Böden. Die Weiterentwicklung des Klimaschutzplans und die Konkretisierung der Zielvorgaben ist eine drängende Aufgabe. Sie sollte sofort, unter Einbeziehung und im Dialog der Akteure, begonnen werden, um bis 2050 eine nahezu kohlenstoffneutrale Gesellschaft erreichen zu können. Hier gelangen Sie zu einem pdf zum Thema Moore im Klimaschutzplan 2050.

Auch das BMEL (2016) sieht im Schutz derzeit landwirtschaftlich genutzter Moore eins der größten Minderungspotenziale im Bereich der Land- und Ernährungswirtschaft und empfiehlt, diese Moore differenziert zu schützen. Das UBA (2017) rät vor dem Hintergrund des Klimaschutzes zur konsequenten Renaturierung entwässerter Moore und falls das nicht möglich sei, zur Umwandlung von Acker in Grünland und zur extensiven Grünlandnutzung mit angehobenen Wasserständen. Auch der industrielle Torfabbau solle eingestellt werden.

Moore für Biodiversität

Die biologische Vielfalt ist für uns Menschen existentiell. Sauberes Wasser, saubere Luft, fruchtbare Böden, menschenfreundliches Klima, Nahrung, Gesundheit, sowie die Möglichkeit für Innovationen, sind abhängig von den Stoffkreisläufen, in denen Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen zusammenspielen.

Trotzdem schreitet der Verlust der Biodiversität voran. In Deutschland gelten 27 % der einheimischen Farn- und Blütenpflanzen und 36 % der einheimischen Tierarten als bestandsgefährdet. Von den vorkommenden Lebensräume sind sogar 73 % gefährdet. Zu den Gründen zählen auch die intensive Flächennutzung in der Landwirtschaft (u.a. Entwässerung von Niedermooren), die Aufgabe der Nutzung ökologisch wertvoller Grenzertragsstandorte (u.a. Nasswiesen), der Eintrag von Schad- und Nährstoffen und der Klimawandel (BMUB 2007).

Da die notwendige Trendwende des Biodiversitätsverlusts nicht erreicht wurde, ist 2015 die Naturschutz-Offensive 2020 ins Leben gerufen worden. Als eine von 40 vordringlichen Maßnahmen, ist die „Grünland-Initiative mit Extensivierung intensiv genutzter Niedermoore“ genannt. Damit soll der Grünlandschutz auf Bundesebene gesichert werden, da bereits 44 % aller auf Grünland lebenden Arten gefährdet oder verschollen sind. Auch ein langfristig angelegtes Pilotprojekt zur Revitalisierung intensiv genutzter, degradierter Moorlandschaften ist im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt vorgesehen. Zudem sollen mehr Wildnisgebiete geschaffen werden, u.a. in Mooren (BMUB 2015).

Die derzeitige Entwicklung landwirtschaftlicher Flächennutzung steht den Zielen der Strategie zur biologischen Vielfalt entgegen. Die Niedermoore werden bisher landwirtschaftlich, zum Teil intensiv, genutzt. Extensiv genutzte waldfreie Niedermoore sind nach der Roten Liste der Biotoptypen von „vollständiger Vernichtung bedroht“ (BMUB 2017b).

Seit 2015 braucht die Umwandlung von Grünland, im Rahmen des „Greening“ der EU-Direktzahlungen, eine Genehmigung. Auf Ebene der Bundesländer darf Grünland nicht mehr als 5 % zurückgehen (in Bezug auf 2015). In FFH-Gebieten zählt Grünland als Umweltsensibles Dauergrünland und darf nicht umgebrochen werden (BMUB 2017b). Für die Umsetzung von Paludikultur ist diese Vorschrift ein Hindernis.

Mit der Umsetzung einer Bund-Länder-Zielvereinbarung, der Sicherung von Moorwäldern und dem Ziel, auch mehr Wildnisflächen in Mooren zu etablieren, werden im Rechenschaftsbericht weitere Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität dargestellt um den weiteren Verlust biologischer Vielfalt aufzuhalten.

Moorschutzprogramme der moorreichen Bundesländer

Die moorreichen Bundesländer haben Wege und Ziele zum Moorschutz in ihren Moorschutzprogrammen festgelegt. Die Übersicht enthält Verknüpfungen zu den entsprechenden Länderinformationen.

Übersicht über die Moorschutzprogramme der moorreichen Bundesländer

Baden-Württemberg

Moorschutzprogramm

Webseite "Moorschutz" der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg.

Niedersachsen


Programm Niedersächsische Moorlandschaften

Webseite Moorschutz des niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz.

Webseite Moorschutzprogramm - Hochmoore in Niedersachsen des niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz.

Website MoorIS - ein Moorinformationssystem für Niedersachsen

Staatliche Fördermöglichkeiten

Durch staatliche Fördermöglichkeiten werden u.a. Landwirte, Vereine oder Verbände finanziell unterstützt Moorschutzmaßnahmen durchzuführen (s. u.). Die Finanzierung erfolgt durch Mittel der EU, des Bundes und der Länder, zum Teil mit Eigenanteilen.

Übersicht zu ausgewählten Fördermöglichkeiten in den moorreichen Bundesländern

Baden-Württemberg

Programm Landschaftspflegerichtlinie
Gegenstand der Förderung Vertragsnaturschutz (z.B. Umstellung v. Acker auf extensive Grünlandbewirt-schaftung) u.a.
Adressaten Natürliche Pers., juristische Pers. d. öffentlichen u. privaten Rechts
Kontakt Regierungspräsidien/ Verwaltungsbehörden
Webseite www.landwirtschaft-bw.info

Programm Nachhaltige Waldwirtschaft - Waldnaturschutz
Gegenstand der Förderung Entwicklung/Erweiterung von im Wald liegenden Feuchtgebieten
Adressaten Natürliche Pers., juristische Pers. d. öffentlichen u. privaten Rechts (nicht Bund/Länder)
Kontakt Untere Forstbehörden
Webseite www.foerderung.landwirtschaft-bw.de

Bayern

Programm Drei neue Moorprojekte in Schwaben (EFRE und Bayrisches Umweltministerium)
Gegenstand der Förderung Wiedervernässung
Adressaten Juristische Pers. d. öffentlichen u. privaten Rechts
Kontakt StMUV
Webseite Bayrisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

Brandenburg

Programm Moorschonende Stauhaltung (KULAP-Programm)
Gegenstand der Förderung Bewirtschaftung von Moor bei hoher Stauhaltung (ganzjährig 10 cm unter mittlerem Geländeniveau)
Adressaten Landwirte
Kontakt LfU
Webseite www.lfu.brandenburg.de

Mecklenburg-Vorpommern

Programm Moorschutz
Gegenstand der Förderung Wiederherstellung v. Feuchtgebieten u. Mooren, Studien Moorschutz, u.a.
Adressaten natürliche Pers., juristische Pers. d. öffentlichen u. privaten Rechts
Kontakt LUNG
Webseite Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie

Niedersachsen

Agrarumwelt- u. Klimaschutzmaßnahmen (09/17)

Programm Agrarumwelt- u. Klimaschutzmaßnahmen (09/17)
Gegenstand der Förderung Extensive Bewirtschaftung v. Dauergrünland; Zusatzförderung: Naturschutzgerechte Bewirtschaftung außerhalb v. Schutzgebieten; Einhaltung einer Frühjahrsruhe auf Dauergrünland, Artenreiches Grünland: 4, 6 o. 8 Kennarten; Zusätzliche Bewirtschaftungsbedingungen zum Erschwernisausgleich, u.a. erhöhte Wasserstandhaltung vom 01.01.-31.05./aktive Zuwässerung vom 01.03.-31.05.
Adressaten Landwirtschaftliche Betriebe
Kontakt Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Webseite www.ml.niedersachsen.de

Erschwernisausgleich Grünland (09/17)

Programm Erschwernisausgleich Grünland (09/17)
Gegenstand der Förderung Erschwernisausgleich für wirtschaftlichen Bodennutzung auf Grünland in Schutzgebieten
Adressaten Bewirtschaftende Person
Kontakt Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Webseite www.umwelt.niedersachsen.de

Landschaftspflege u. Gebietsmanagement (09/17)

Programm Landschaftspflege u. Gebietsmanagement (09/17)
Gegenstand der Förderung Zusammenarbeit verschiedener Akteure, insb. Landwirtschaft und Naturschutz zum Erhalt schutzwürdiger Kulturlandschaften (z.B. Feuchtgrünland)
Adressaten Gebietskörperschaften, Verbände, Unternehmen, u.a.
Kontakt Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Webseite www.nlwkn.niedersachsen.de

Europäische Innovationspartnerschaft (09/17)

Programm Europäische Innovationspartnerschaft (09/17)
Gegenstand der Förderung Innovationsprozesse und -transfer u.a in Land- u. Forstwirtschaft, durch Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Beratung, Wissenschaft u. weiteren Akteuren (Operationelle Gruppe) im ländlichen Raum
Adressaten Operationelle Gruppe
Kontakt Landwirtschaftskammer
Webseite www.ml.niedersachsen.de

Spezieller Arten- u. Biotopschutz (09/17)

Programm Spezieller Arten- u. Biotopschutz (09/17)
Gegenstand der Förderung Artenschutzmaßnahmen, Biotopschutzmaßnahmen (Instandsetzungsmaßnahmen, Entbuschung, Anstaumaßnahmen)
Adressaten Gebietskörperschaften, Landschaftspflegeeinrichtungen, Einrichtungen zur Schutzgebietsbetreuung, u.a.
Kontakt Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Webseite www.nlwkn.niedersachsen.de

Flächenmanagement für Klima und Umwelt (09/17)

Programm Flächenmanagement für Klima und Umwelt (09/17)
Gegenstand der Förderung Neuordnung von Flächen
Adressaten je nach Maßnahme, z.B. Gemeinden, Teilnehmergemeinschaften, Wasser- u. Bodenverbände
Kontakt Amt für regionale Landesentwicklung
Webseite www.ml.niedersachsen.de

Hochwasserschutz im Binnenland (09/17)

Programm Hochwasserschutz im Binnenland (09/17)
Gegenstand der Förderung Hochwasserschutz im Binnenland, z.B. Deichrückbau, Grundinstandsetzung vorhandener Schöpfwerke
Adressaten Gebietskörperschaften, Körperschaften d. öffentlichen Rechts, juristische Personen
Kontakt Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Webseite www.nlwkn.niedersachsen.de

Schleswig-Holstein

Programm Förderung v. Maßnahmen der naturnahen Fließgewässer- u. Seenentwicklung sowie Niedermoorvernässung
Gegenstand der Förderung Maßnahmen zur Wiedervernässung von Niedermooren
Adressaten Wasser- und Bodenverbände, Gemeinden
Kontakt MELUR
Webseite www.schleswig-holstein.de

Fördermöglichkeiten auf Bundesebene

Auch bundes-/EU-weite Programme, wie das Bundesprogramm Biologische Vielfalt und Chance.Natur, Waldklimafonds oder LIFE können für Moorschutzprojekte genutzt werden.

Quellen & weitere Informationen

  1. Webseite "Moorschutz" des Bundesamtes für Naturschutz.
  2. LLUR SH (2012) Gemeinsame Erklärung der Naturschutzbehörden.
  3. Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz und Wissenschaftlicher Beirat Waldpolitik beim BMEL (2016): Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwendung. Gutachten. Berlin, 410 S.
  4. BMUB 2017: Klimaschutz in Zahlen. Fakten, Trends und Impulse deutscher Klimapolitik.
    Ausgabe 2017. 66 S.
  5. Adler, N.et al. (2017): Umweltschutz in der Landwirtschaft. Umweltbundesamt, 92 p.
  6. BMUB 2007: Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt 2007. Kabinettsbeschluss vom 7. November 2007. 179 S.
  7. BMUB 2015: Naturschutzoffensive 2020. Für biologische Vielfalt. 39 S.
  8. BMUB 2016: Klimaschutzplan 2050. Klimaschutzpolitische Grundsätze und Ziele der Bundesregierung. 91 S.
  9. BMUB 2017b: Biologische Vielfalt in Deutschland: Fortschritte sichern - Herausforderungen annehmen! Rechenschaftsbericht 2017 der Bundesregierung zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. 123 S.